
Optisch setzt sich Okis Grill durch seine subwaygelbgrüne Farbgebung von seinen weiß-grauen-mit-Coca-Cola-Schild- Konkurrenten so deutlich ab wie von der ortstypischen Häuserfront. Im Inneren überrascht eine orientalische Sitzecke mit Teppich und Sitzpolster. Überhaupt macht der geräumige Innenraum einen gepflegten Eindruck. Aufgrund des nahöstlichen Eindrucks entschied ich mich nicht für die ebenfalls angepriesene Pizza, sondern für einen Döner.
Bei der Fastfood-Wahl bin ich Rassist: Döner beim Nahostler, Pizza bei dem, der sich am glaubhaftesten als Italiener ausgibt und Pommes-Currywurst beim Griechen, der einheimische Angebote regelmäßig in den Disziplinen Geschmack, Sauberkeit und Preis aussticht.
Oki verwendet zur Portionierung des georderten Fleischs standesgemäß das Riesenmesser ohne Elektrobrimborium. Das Brot ist entgegen gewohnter Standards schmal und tief. Der Salat macht einen ebenso frischen Eindruck wie das gut geröstete Fleisch. Die Soße verteilt sich schön in der trichterartigen Tiefe des Brotes. Dieser Umstand führte zu einem lange nicht erlebten Konstellation: Die angesammelte Soße (Tzaziki und "schaff") bahnte sich ihren Weg durch die brotene Außenhaut und drohte den Döner in Matsch mit klebrigen Fingern zu verwandeln.
Eben dieser Umstand war ein Merkmal des besten Döners, den die Sonne je erblickte. Im "Schwarzen Meer" in Essen-Überruhr, unter der Herrschaft Irfan I., lebte ein Döner so schmackhaft und saftig wie kein Döner vor ihm oder nach ihm. Sein einziges Problem war der Soßendurchbruch. Um jenes Problem zu meistern hatte mein Freund Schulle die "Notschlachtung" erfunden. Sobald der erste Tropfen der kostbaren Joghurtsoße den asphaltierten Boden benetzte, gab Schulle das Kommando zum "Schlachten", presste die Überreste so eng wie möglich zusammen und schob sie unter Ausnutzung der Schwerkraft und gekonntem Gewürge auf einmal in die Futterluke.
Ich hatte in dieser Technik nie die Meisterschaft erreicht und mir deshalb angewöhnt, die Fleischtasche immer "auf die Hand" zu nehmen, um die Sauerei wenigstens nicht in geschlossenen Räumen vor Publikum aufzuführen. Das rettete mich auch heute. Unter unablässigem Soßenverlust kämpfte ich mich gleichzeitig durch die Dönerreste und bis zum nächsten Mülleimer, um die letzten Überbleibsel unter den missgünstigen Blicken der allgegenwärtigen Rentnerschar zu entsorgen. Lecker war's trotzdem.
FAKTENFAKTENFAKTEN
Name: Okis Grill
Ort: Bahnhofstr. Herne, gegenüber vom Schlosspark
Preis: Döner Kalb/Huhn 3,00€/2,50€
Bewertung: 7 Papierservietten