Dienstag, 22. April 2008

Tilman Rossmy Quartett - In einem fremden Land

Tilman Rossmy Quartett - In einem fremden Land
Mittlerweile erscheint in einer Regelmäßigkeit, die man schon als angenehm bezeichnen kann, neues Material von Tilman Rossmy. Nachdem er sich verdient gemacht hatte um die künftige Kulturhauptstadt Essen und die Hamburger Schule, die beste Platte des Jahres nach Meinung der Brillenträgerzeitschrift SPEX abgeliefert und Besprechungen in TV Hören+Sehen hatte, löste sich seine Band "Die Regierung" endgültig auf und Rossmy schrieb und sang alleine Songs über Rausch und Frauen. Manchmal setzte er den Cowboyhut auf und schrieb Texte, die vor Grenze zur Peinlichkeit nicht immer rechtzeitig innehielten. Die Drogenerfahrungen wurden spärlicher, Frauennamen häufiger besungen. Nach der zweiten Soloplatte "Selbst" von 1997 fand sich ein Jahr später das Tilman Rossmy Quartett zusammen und konnte hitverdächtig vermelden "Er lebt". Ein kommerzieller Hit wurde die Platte wie auch alle anderen Rossmy-Platten nicht, aber ein selbstbewusstes Statement allemal: "15 Jahre" fordern Respekt für einen alten Hasen im Musikgeschäft, der jetzt den "251. Song" über Liebe geschrieben hat. Danach erschienen noch drei weitere Platten des Quartetts im gemäßigten Countrysound, wobei man country wirklich klein schreiben muß. Wenn er auch immer als schmackhaftes Gewürz zu schmecken ist, so würde das Gericht dem aufrechten Truck Stop-Anhänger nicht unbedingt munden. Herausragend sind die "Reisen im eigenen Land", in denen das Quartett Rossmy-Songs aus allen Schaffensphasen spielt und so ein Best-Of-Album darstellt, das im Gegensatz zu den üblichen Machwerken dieser Art als eigenes Album nicht nur funktioniert, sondern den sowieso schon guten Songs noch etwas mehr mitgibt.

Nun ist also die neue Platte "In einem fremden Land" erschienen und enthält entgegen meiner anfänglichen Vermutung nur zwei Coversongs, nämlich eine eingedeutschte Version von Van Morrisons "Bright Side Of The Road - Main Title" und "Fragezeichen" von Nena. Die zwei Coversongs (Lied 2 und 3) sind zusammen mit dem Eröffner "So können wir auch sein" die auffälligsten Stücke. Danach gleitet die Platte langsam zu den altbekannten Themen Rossmys, Liebe und Freundschaft, die Musik spiegelt ein wenig eine gewisse Eintönigkeit wieder, ohne direkt langweilig zu werden. Sicher werden die nächsten Alben ähnlich routiniert klingen und nicht mehr wahnsinnig viel Neues bieten, aber das ist auch gar nicht nötig. Die Gelassenheit um das Wissen, das sich alles wiederholt, in immer neuen Variationen, das ist es, was Rossmy hier zu Gehör bringt. Wenn es ihm weiterhin gelingt, auf jeder Platte drei bis vier wirklich tolle Lieder und insgesamt ein gutes Album zu veröffentlichen, dann ist das mehr als die meisten Anderen geschafft haben. Statt Udo Lindenberg einfach mal was von Tilman Rossmy kaufen.

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